#diepodcastin auf dem FRAUENRÜTLI: Isabel Rohner & Regula Stämpfli im feministischen Wochenrückblick zu Medaillen Olympia, Macht-&Missbrauch in der reformierten Kirche Schweiz, Mai Thi Nguyen-Kim Journalistin des Jahres, Unsichtbarkeit von Frauen in den Medien im “Frau und Medienbericht”, die grossen Zita Küng & Luise F. Pusch und weshalb das FRAUENRÜTLI wichtig, aber dennoch enttäuschend bleibt.

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#diepodcastin auf dem FRAUENRÜTLI: Isabel Rohner & Regula Stämpfli im feministischen Wochenrückblick zu Medaillen Olympia, Macht-&Missbrauch in der reformierten Kirche Schweiz, Mai Thi Nguyen-Kim Journalistin des Jahres, Unsichtbarkeit von Frauen in den Medien im “Frau und Medienbericht”, die grossen Zita Küng & Luise F. Pusch und weshalb das FRAUENRÜTLI wichtig, aber dennoch enttäuschend bleibt.
Olympia 2021 Deutschland hat ein Geschlecht: Weiblich. Und die Medien versuchen hier, klassische Sexismen (Playboy-Nacktaufnahmen) spielen zu lassen. Sport als patriarchale Setzung gegen feministisch-emanzipatorische Erfolge. Danke Luise F. Pusch für diesen Hinweis!
  • Kanuslalom (Kajak-Einer, Frauen) – Ricarda Funk
  • Dressurreiten (Team) – Isabell Werth, Dorothee Schneider, Jessica von Bredow-Werndl
  • Dressurreiten (Einzel) – Jessica von Bredow-Werndl
  • Ringen (bis 76 kg, Frauen) – Aline Rotter-Focken
  • Vielseitigkeitsreiten (Einzel) – Julia Krajewski
  • Weitsprung (Frauen) – Malaika Mihambo
  • Bahnradsport (Vierer, Frauen) – Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein, Mieke Kröger
Die Rohnerin freut sich über das Medienrating:Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim (33) ist für ihre Berichterstattung zur Corona-Pandemie  als „Journalistin des Jahres“ geehrt worden. Sie hatte für ihre Arbeit bereits den Grimme- und den Nannen-Preis erhalten. Weitere Auszeichnung ging u.a. an Bascha Mika, Birgit Wentzien, Isabel Schayani. Die Rohnerin hat ein Erlebnis der besonderen Art. laStaempfli mit einem alten Zitat aus ihrer Arbeit “Unkraut ins Parlament”, die als Anspielung auf den Ausspruch der 1950er Jahre eines deutschen Abgeordneten gemeint war, der mal sagte: “Als Einzelne wirkt die Frau wie eine Rose, in der Masse wie Unkraut”. Frauen in der Öffentlichkeit sind bunt, vielfältig und auffällig, so dass die Quantität völlig überschätzt wird. Männer sind immer gleich einförmig, langweilig (mit Ausnahmen).
la Staempfli mit einem dritten Thema: Vorwürfe Machtmissbrauch, ungebührliche Avancen und dazu Einschüchterungsversuche: Die Evangelisch-Reformierte Kirche Schweiz bestätigt die Vorwürfe gegen den ehemaligen Präsidenten Gottfried Locher (54). Wie wurden die Pfarrerinnen, die dies öffentlich gemacht haben, doch in Weltwoche und anderen Medien beschimpft, verunglimpft und Locher verteidigt. Der Untersuchungsbericht ist klar: Locher, der Ende letztes Jahr als Kirchenpräsident zurückgetreten musste war gegenüber einer Mitarbeiterin “spirituell, sexuell und  psychisch” übergriffig. “Statt das Verhältnis auf das Berufliche zu beschränken, habe Gottfried Locher der Frau immer wieder unerwünschte Avancen gemacht”. Diese Untersuchung muss im Männerbundland Schweiz nun WIRKLICH öffentlich breit diskutiert werden.
Schwerpunktthema: FRAUENRÜTLI
Die Rohnerin erklärt Hintergrund: “Der Nationalfeiertag der Schweiz am 1. August wird immer groß gefeiert”:  Einwand laStaempfli: “Das ist erst seit dreissig Jahren so aufgebauscht, als nationalistische Gegenreaktion zur Globalisierung.” Wie auch immer: Die Rütli-Wiese ist wichtig, da die prominenteste Veranstaltung eben auf dem Rütli stattfindet. RÜTLI ist eine WIESE oberhalb des Vierwaldstättersees. Es ist ein historischer Erfolg, dass es AllianceF*, dem Dachverband der Schweizer Frauenverbände (mit 150 Mitgliedsverbänden, in denen knapp jede 10. Frau in der Schweiz organisiert ist!), im Jubiläumsjahr des Schweizer Frauenstimmrechts und der Schweizer Demokratie gelungen ist, das Rütli für die Frauen zu sichern und das FRAUENRÜTLI auszurufen. 600 hochkarätige Frauen wurden eingeladen, gemeinsam diesen historischen Anlass zu begehen. Darunter auch laStämpfli und Rohnerin, die sich bei diesem historischen Event das erste Mal persönlich trafen!

So positiv der Tag war und so anregend die Gespräche: laStämpfli und Rohnerin hätten sich ein politischeres Event gewünscht: 50 Jahre Frauenstimmrecht – das bedeutet auch 50 Jahre Ende der männlichen Vormundschaft, 50 Jahre Basis einer Gleichberechtigung, die wir hoffentlich irgendwann einmal erleben. 1971 – das war das Ende eines schrecklichen Unrechts, das den Frauen angetan wurde, indem ihnen Menschenrechte vorenthalten wurden. Ein Unrecht, das nachwirkt – und das endlich offiziell vom Bund anerkannt gehört. Doch diese politische Dimension spielte auf dem Frauenrütli leider kaum eine Rolle: AllianceF*, hatte sich für ein Konzept entschieden, das nicht die Machtfrage ins Zentrum rückte und starke Bilder von politischen Frauen mit klaren Aussagen und Forderungen produzierte, sondern die “fröhliche Vielfalt”.  Wir hätten uns mehr politisches BÄMM! gewünscht. Mit Viola Amherd und Simonetta Sommaruga haben gleich zwei Bundesrätinnen den Tag begleitet, mehrere Nationalrätinnen waren anwesend, dazu die Spitzen der Frauenverbände. Macht und Hierarchien müssen Thema sein: Bei Frauenveranstaltungen gibt es indessen meist wenige Kampfansagen, wenige Streitgespräche, klare Keynotes. Auf dem Frauenrütli gab es nur kleine Talks kleine Talks in familiärem Rahmen für ca. 20 Personen.laStaempfli: “Frauen werden immer als Kollektiv behandelt während Männer einzeln hervorgehoben werden. Auch deshalb gibt es so wenig sichtbare Frauengeschichte, weil ALLE ERRUNGENSCHAFTEN von Frauen kollektiviert werden.”

Die Rohnerin, die grosse Isabel Rohner brachte in einem der kleinen Talks mit Bundesrätin Sommaruga (Regierungsmitglied Schweiz) die Frage nach der offiziellen Anerkennung und Entschuldigung durch den Bund auf den Tisch. „Ja, den Frauen ist hier Unrecht geschehen“, antwortete Simonetta Sommaruga. Doch wichtiger als eine Entschuldigung für vergangenes Leid sei die Beseitigung heutiger Missstände. “Doch”, so die Rohnerin, “das Eine geht nicht ohne das Andere.”

Zu wenig sichtbar wurden die grossen Namen, die die FEIER und das FRAUENRÜTLI überhaupt möglich gemacht haben: ISABEL ROHNER, die schon für Deutschland fast im Alleingang 100 Jahre Frauenwahlrecht gestemmt hat, die mit dem Hedwig Dohm Trio Deutschlands Theschon bald internationalen Status erreichen wird und die als Initiantin und Co-Herausgeberin mit Irène Schäppi des 50 Jahre Frauenstimmrechts, dem besten Beitrag für Geschichte, Gegenwart und Zukunft geleistet hat. Dann ZITA KÜNG, die Präsidentin von CH2021, deren Weitsicht, Klugheit und Besonnenheit seit Jahrzehnten die Frauen in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland weiter bringt. Und natürlich auch REGULA STÄMPFLI, die als Politologin den Boden für Demokratie, Freiheit und Gleichstellung intellektuell, medial und mit vielfältiger Stimme in der EU wie in der Schweiz beackert und als Politphilosophin im deutschsprachigen Raum in die Fusstapfen von Hannah Arendt tritt. Diese drei Frauen u.a. namentlich herauszuheben, um GESCHICHTE zu schreiben: das wäre Sichtbarkeit und enorm  wichtig gewesen. Stattdessen wurden vier Frauen aus den vier Landesregionen ausgezeichnet – und dies „per Los“. Man/frau  wollte keine Abstufung des Engagements – nicht untypisch für Frauen, deren unendlich viele Arbeitsstunden einfach unsichtbar bleiben.

Wohl kein Wunder, dass die Tagesschau ihren Bericht zum Frauenrütli überschrieb mit “Vegi-Lunch statt Cervelat”.

* dazu gehören: die Evangelischen Frauen Schweiz EFS, der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband SBLV, der Dachverband Schweizerischer Gemeinnütziger Frauen SGF, der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF, CH2021 und die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF. Zudem musste das FRAUENRÜTLI mit der SGG koordiniert werden, die Verwalterin des historischen Ortes ist. Also viele Köchinnen, die hier mit tun durften.

Links:

Einen GUTEN Bericht übers Frauenrütli hat Hüseyin Aydermir für nau.ch geschrieben: https://www.nau.ch/news/schweiz/mehrere-hundert-menschen-pilgern-zum-frauenrutli-65974734

Zum Medienrating https://www.mediummagazin.de/jdj2020-die-preistraeger-innen/

Zum Untersuchungsbericht Reformierte Kirche Schweiz: https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/reformierte-kirche-untersuchungsbericht-bestaetigt-uebergriffe-von-gottfried-locher

Zur Medienpräsenz Frauen in der Schweiz: Silke Fürst siehe https://www.srf.ch/audio/medientalk/medientalk-frauen-in-medien-deutlich-unterrepraesentiert?id=12020955

Zu Zita Küng der Grossen siehe: https://www.equality-consulting.ch/portrait/

Zu Luise F. Pusch, die grosse Vorderfrau & Intellektuelle siehe immer wieder fembio https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographieforschung/zur-person-luise-f-pusch/

Unkraut ins Parlament siehe https://www.deutschlandfunkkultur.de/stark-und-maechtig-oder-nur-gleich.976.de.html?dram:article_id=150974 und

https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-41056.html

BILD KREDIT FÜR ISABEL ROHNER UND REGULA STÄMPFLI IN DER FOTOMONTAGE.Hüseyin Aydermir. Foto von Isabel Rohner und Zita Küng von Regula Stämpfli.