#diepodcastin ist 100: Isabel Rohner & Regula Stämpfli on Ukraine-Krieg, die Heldin Marina Owsjannikowa, Geflohene Frauen&Kinder, neue Genderhierarchien im Krieg, TAZ als Taliban-Flüsterer, Böhmermann, Frauenfleischverkauf “Eispende” & §219.

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#diepodcastin ist 100: Isabel Rohner & Regula Stämpfli on Ukraine-Krieg, die Heldin Marina Owsjannikowa, Geflohene Frauen&Kinder, neue Genderhierarchien im Krieg, TAZ als Taliben-Flüsterer, Böhmermann, Frauenfleischverkauf “Eispende” & §219.
 
diepodcastin ist 100: Die gute Nachricht der Woche liegt auf der Hand: Dies ist die 100. Folge “Die Podcastin”! Seit 100 Folgen denken Politphilosophin Regula Stämpfli und Kulturwissenschaftlerin Isabel Rohner gemeinsam weiter, besprechen Themen konsequent aus feministischer Sicht und schauen Medien bei ihrer Berichterstattung auf die Finger. Dafür wurden sie auch 2022 für einen Grimme Online Award vorgeschlagen! Auf die nächsten 100! Und wer uns unterstützen will: Kauft unsere Bücher!
Die Heldin der Woche, ja weit darüber hinaus, ist Marina Owsjannikowa. Ihre Aktion, in einer Nachrichtensendung im russischen Staatsfernsehen gegen den Krieg zu protestieren und die russische Propaganda offenzulegen, ist mehr als Mut: Es ist Zivilcourage, es ist Kampf um Demokratie und darum, sich selber respektieren zu können. Marina Owsjannikowa drohen dafür bis zu 15 Jahre Haft. Wir in den westlichen Demokratien und unsere Mediengewerkschaften sind aufgerufen, hier zu intervenieren. 
Schutzlinge statt Flüchtende: laStaempfli fragt die Rohnerin, diese sehr klug: “Sagen was ist” : Im Moment sind es Frauen und Kinder, die vor dem Angriffskrieg der Russen flüchten.
laStaempfli zur Ikonografie des Krieges: Männer machen & erklären Krieg, Frauen werden bebildert, sind Opfer und falls Expertinnen, dann nur bei sog. Soft-Themen wie Diplomatie, Humanitärer Hilfe oder Friedensbewegung. diepodcastin ist sich einig: Dabei werden uns auch Soldatinnen, Kriegsberichterstatterinnen und Kriegshistorikerinnen WIRKLICH diesen Krieg für das 21. Jahrhundert beenden können und den Schutz der Demokratien garantieren. Sichtbarkeit ist wichtig. 
Die TAZ als Taliban-Flüsterer: berichtet fröhlich über Schulunterricht der Taliban, da diese offenbar gemerkt haben, dass es nicht mehr so gut ankommt, wenn ein weibliches Apartheitssystem im Westen besprochen wird: Die TAZ folgt zu Fuss: Frauenrechte unter den Taliban: Höhere Schule nun auch für Mädchen. laStaempfli vergleicht diese Schlagzeile mit einer Schlagzeile in den 1980ern: „Höhere Bildung für Schwarze. In Südafrika dürfen nun auch Schwarze alle Schularten besuchen. der Unterricht soll aber nach Hautfarbe getrennt werden.” – Die verantwortlichen Redakteure wären sofort entlassen worden. Doch bei Frauen und Mädchen gilt immer noch: Halb so schlimm.
Da passt auch Böhmermann und dessen Sendung, deren Namen laStaempfli sich einfach nicht merken will, wenn sie sich massiv aufregt über die grenzenlose Frauenverachtung des ZDF Magazin Royale (egal, es heisst nicht so, doch laStaempfli beharrt auf das Recht, sich den Namen nicht merken zu müssen): Porno wird da verkauft als fröhlicher Zeitvertreib für Kinder, so normal wie Schokolade oder Kaffee. Auch hier gilt: Feministen wie Böhmermann fühlen sich von ihrer Frauen-Redaktionscrew unterstützt, wenn sie 200 Jahre Frauenschriften zu Pornografie und Erotik ignorieren. laStaempfli verweist auf Susan Neiman (nicht Martha Nussbaum) ÜBER DAS BÖSE. DORT WIRD allen Pornografen und Marquis de Sade-Fans klar: Hier geht es um explizite Frauenverachtung.
Dies führt nahtlos in ein anderes Dossier von Frauenfleischverkauf: Die sogenannte EIZELLENSPENDE.  laStaempfli kristallklar: Geschlecht als sozial konstruierte Kategorie darf nicht dazu führen, dass biologische Asymetrien und Ungleichheiten erzeugt werden und neue Hierarchien zwischen Männern und Frauen in der Reproduktionstechnologie etabliert werden. Die Rohnerin verweist auf die Relevanz von Sprache: An der Eizelle ist nichts eine Spende. Die Frauen werden über Wochen hinweg massiven Hormonbehandlungen ausgesetzt und dann in ihrem eigen Fleisch und Blut geerntet. Dies mit dem Samenspritzer bei Männern gleichzusetzen, ist ein weiteres Zeichen der postmodernen Beliebigkeit fehlgeleiteter Ideologinnen und -ideologen.
Im SPIEGEL-Regierungsmonitorin ist Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf Rang 1 der beliebtesten MinisterInnen der deutschen Regierung. Auf dem letzten Platz liegt Bundesfrauenministerin Anne Spiegel. Sehr zu recht, findet die Rohnerin & laStaempfli sekundiert. Wo bleiben die Aussagen der Bundesfrauenministerin zu den geflohenen Frauen aus der Ukraine? Zu den Menschenhändlern und Zuhältern, die versuchen, die Frauen und Mädchen an den Bahnhöfen abzugreifen, zu versklaven und zu verkaufen? Wo bleiben die Warnungen? Wo bleiben die Aktivitäten, Prostitution SOFORT zu verbieten, um Frauen zu schützen? Der Rohnerin ist übrigens aufgefallen, dass das BMFSFJ bei seiner Selbstbeschreibung auf Twitter mal eben die Frauen komplett vergisst. Ist ja bei einem FRAUENministerium wahrscheinlich auch eher nebensächlich. Ironie off.
§219: Am 9. März 2022 hat das Bundeskabinett in Deutschland beschlossen den unsäglichen, frauenverachtenden und ärztInnengefährdenden Paragrafen 219a aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Gut so! Die Rohnerin weist jedoch darauf hin, dass § 218 (Verbot von Abtreibungen) und § 219 (Regelung von Beratungen) weiterhin bestehen und Teil der Strafgesetzgebung bleiben. Die Podcastin ist sich einig: Abtreibungen müssen legal sein, sie müssen möglich sein. Und selbstverständlich sollten sie so selten wie nur möglich angewendet werden müssen. Die Paragrafen 218 und 219 müssen ersatzlos gestrichen werden!
Links:
 SpiegelRegierungsmonitoring: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/annalena-baerbock-beliebteste-ampel-ministerin-christine-lambrecht-ganz-hinten-spiegel-regierungsmonitor-a-c0b11873-88bc-44cd-8f8a-e912dbe1c3c9
– Link zum deutschen Strafgesetzbuch. Wir empfehlen die Lektüre von 218 und 219: https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__218.html
– Deutsche Übersetzung des Videos von Marina Owsjannikowa: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.protest-gegen-ukraine-krieg-im-fernsehen-uebersetzung-zum-video-von-marina-owsjannikowa.e12d2c5e-963c-493f-823c-ad1c48eb5ae1.html
– Susan Neiman, Über das Böse:,„Sein Angriff auf Gott übertrifft an Unerbittlichkeit alles Dagewesene“, so die Philosophin Susan Neiman in ihrem Buch „Das Böse denken“ (Suhrkamp Verlag, 2006, Seite 286). De Sades Werk (und sein Leben) können – wenn man denn sehr starke Nerven hat – Einsichten gewähren in die widerwärtigsten Aspekte und Abgründe der menschlichen Existenz. „Sade wollte, dass seine Leser (durch die geschilderte Flut von Schreckensbildern,CM) leiden“ (S. 259). „Für diesen Philosophen haben sogar deskriptive Schilderungen normative Kraft“ (S. 262). Und diese Beschreibungen sind fast immer ausführliche Darstellungen von Qualen und Leiden, die Herrenmenschen, Männer, gelegentlich auch Frauen (Juliette usw) unschuldigen Opfern der eigenen Lust wegen antun. De Sade kennt absolut kein Mitleid, keine Empathie; die Protagonisten seiner umfangreichen Texte töten und zerfleischen z.B. ihre eigenen Kinder, aus dem einzigen Grund, „ihre Orgasmen zu steigern“, betont Susan Neiman (ebd.). Dies passt zu den Pornovertreterinnen, die Gewalt, Ikonografie, Detailschilderungen, “Sie will was er will”, da das weibliche Geschlecht zum Angepassten Geschlecht gehört, nicht reflektieren wollen.
– Embryo to Go: Kurzkolumne von Regula Stämpfli https://regulastaempfli.eu/wp-content/uploads/2015/05/Blick-18.5.2015.pdf