#diepodcastin über Terre des Femmes: Isabel Rohner & Regula Staempfli über Voice of Germany, Rana Mansour, VR CHINA, Rohnerins neues Buch, laStaempflis Algorithmen, Raphaela Gromes & Susanne Wosnitzka, Stefanie Reinsperger & TdF.

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#diepodcastin über Terre des Femmes: Isabel Rohner & Regula Staempfli über Voice of Germany, Rana Mansour, VR CHINA, Rohnerins neues Buch, laStaempflis Algorithmen, Raphaela Gromes & Susanne Wosnitzka, Stefanie Reinsperger & TdF.

laStaempfli ist entzückt: Voice of Germany hat Rana Mansour als Gastmusikerin eingeladen. Die iranischstämmige Sängerin hat eine wichtige Botschaft, den Song Baraye, “für oder wegen” gesungen: Poesie zum Tanzen auf der Strasse, Küssen in der Öffentlichkeit – es ist der Song der iranischen Revolution2022. “Für Frau, Leben und Freiheit.”

Rohnerin: Die Schweizer Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat diese Woche ihren Rücktritt bekannt gegeben – und SRF3 wählt als ihre vier wichtigsten Meilensteine: 2010 ihre Wahl, 2015 sie wurde von Jean-Claude Juncker geküsst, 2018 sie hat Donald Trump in Davos getroffen und 2022 ihr Rücktritt. Die Goldene Schrumpelgurke der Woche!
Die Rohnerin hat großartige News mitgebracht:
– Die international bekannte Cellistin Raphaela Gromes wird im Februar 2023 unter dem Titel “Femmes” eine Doppel-CD mit Werken von 23 Komponistinnen veröffentlichen. Das Booklet dazu hat die Musikwissenschaftlerin Susanne Wosnitzka geschrieben – und kennengelernt haben sich die beiden über “Die Podcastin”.
– Isabel Rohner hat diese Woche einen neuen Buchvertrag mit dem Ulrike Helmer Verlag unterzeichnet: 2023 erscheint nach “Schöner morden”, “Taugenixen”, “Gretchens Rache” und “Schwarze Petra” ihr fünfter feministischer Roman – oder wie der WDR in der Sendung “Bücher” sagte: “Das Drama der Diskriminierung als feministische Krimikomödie”!
“Frau der Woche” ist für die Rohnerin die Schauspielerin Stefanie Reinsperger. Seit 2017 ist sie Mitglied des Berliner Ensembles und vielen HörerInnen bestimmt als Kommissarin im Dortmunder Tatort bekannt (im Fernsehen leider immer schauspielerisch total unterfordert…). Aktuell ist sie in der Hauptrolle von “Der Theatermacher” zu sehen – und sie ist eine Wucht. Die Rohnerin bringts auf den Punkt: “Reinsperger gehört aktuell zu den spannendsten KünstlerInnen auf deutschsprachigen Bühnen. Sie beherrscht Komik und Tragik und alles, was dazwischen liegt. Sie ist pure Kraft, auch in den leisesten Emotionen.”

Dann sind sich die Rohnerin & laStaempfli extrem uneinig über den Kanzlerbesuch nach China, die Rolle der Aussenministerin Baerbock und die Möglichkeiten, sich von China, dessen Diktatur für die Demokratie Deutschland, Europa und alle Demokratien der Welt unabhängig zu machen. Deshalb ziert diese Folge ein Chinabild der Künstlerin Cao FEI.

Apropos Shitstorms, digitale Transformation, China, Europa & Demokratie, hier ein Ausschnitt aus “Banksprech” von Regula Stämpfli:

“Im Zeitalter algorithmischer Reproduktion geben globale Fiktionen für das Nicht-Funktionieren oder das Funktionieren von ökologischer und sozialer Demokratie den Ausschlag. Bei den üblichen EU-Geschichten kommen Müllberge, Leih- und Sklavenarbeit, Umweltzerstörung und die als Kohlenstofflager missbrauchte Luft im Zusammenhang bei- spielsweise mit der Digitalisierung schlicht nicht vor. Lieber empören sich dann organisierte Interessenvertreter*innen über die europäische Datenschutzverordnung, die ihrerseits zwar der Intention nach die De- mokratie stützen will, an der digitalen Umdeutung der Welt und der Er- oberung der Welt als Kredit- und Sozialpunkte-System jedoch NICHTS ändert. Die reale Transformation der wirklichen Welt und der wirklichen Menschen in Datenpakete wird kaum kommentiert, obwohl sie nicht nur in der VR China, sondern auch in Europa stattfindet.”

Thema der Woche bei “Die Podcastin” ist “Terre des Femmes” (TdF) – die wichtigste feministische Organisation in Deutschland zum Schutz von Frauen und Mädchen. TdF war über Jahrzehnte DIE starke Stimme im Kampf gegen Prostitution und Frauenhandel, gegen häusliche und sexuelle Gewalt, gegen Zwangsheirat und sogenannte “Ehrenmorde” und gegen das Kinderkopftuch (Kampagne “Den Kopf frei haben”). Über Jahrzehnte zeigte TdF klare Kante gegen alle Diskriminierungen, die Frauen erleben, weil sie Frauen sind. Aktuell jedoch wankt der Fels TdF. Die Rohnerin fasst zusammen: 
Was war geschehen: Das qua Satzung oberste Gremium von TdF, die Mitfrauenversammlung, hat 2020 ein Positionspapier zu Transgender veröffentlicht (Link s. unten). Wie die Rohnerin feststellt, ein kluges, sachliches und empathisches Papier, in der TdF klar benennt, dass sie die vulnerable Gruppe der Transgender in ihrem Recht, ihr empfundenes Geschlecht selbstbestimmt auszudrücken, unterstützt, dies aber dort endet, wo dieser Ausdruck das Recht von Frauen auf eigene Räume, Selbstorganisation und Selbstbestimmung betrifft. Der Schwerpunkt der Arbeit von TdF liege immer auf Mädchen und Frauen – was keinem anderen Verein das Recht nimmt, sich für andere Gruppen schwerpunktmäßig einzusetzen!
Nach der Veröffentlichung dieses Papiers brach ein Shitstorm über TdF herein. Dieser ging soweit, dass AktivistInnen TdF offen “Transfeindlichkeit” vorgeworfen und KooperationspartnerInnen kontaktiert haben. Eine für den Vorstand und vor allem die Geschäftsstelle und ihre Mitarbeiterinnen zweifellos belastende Situation. 2022 wurde daher auf der Mitfrauenversammlung erneut über das Papier verhandelt – und die Position wurde vom obersten Vereinsgremium erneut bestätigt. Der Vorstand jedoch entschied mehrheitlich (unter der Gegenstimme der Menschenrechtsaktivistin Inge Bell) und satzungswidrig, das Positionspapier zurückzuziehen.
Die Rohnerin schildert, wie sehr sie diese Entscheidung erstaunt hat: Nach allem, was TdF bislang ausgehalten hat – inkl. natürlich dem Vorwurf der “Islamfeindlichkeit”, als sich der Verein so klar gegen das Kinderkopftuch positionierte -, war sie sich sicher, dass er auch diesem unsäglichen und falschen Vorwurf der “Transfeindlichkeit” standhalten würde. Inzwischen ist der Vorstand zwar zurückgerudert: Das Positionspapier gilt weiterhin, wird jedoch nicht (!) auf der Homepage veröffentlicht (aber auf der unten verlinkten Seite!!).
Dies war der Moment für Rohnerin, einen Mitgliedsantrag zu stellen. Zu ihrer großen Verwunderung erfuhr sie jedoch durch ein Schreiben der Geschäftsstelle, dass der Verein aktuell und bis nach der kommenden Mitfrauenversammlung im Juni 2023 (!) keine weiteren Mitglieder aufnehmen würde. Sollte die Rohnerin dann immer noch Mitglied werden wollen, solle sie einen erneuten Antrag stellen. Ein paar Tage später dann eine erneute Mail der Geschäftsstelle: Nein, nein: ein erneuter Antrag im Juni 2023 sei nicht nötig – der aktuelle Antrag sei nicht Makulatur. Die Anträge würden nach Juni 2023 beschieden. Dies dauere so lange, da erst geprüft werden müsse, ob die Antragstellenden “extremistische Positionen” (!) vertreten.
Vor dem Hintergrund der jahrelangen, auch persönlichen Bekanntschaft von Isabel Rohner mit TdF und der hervorragenden, vertrauensvollen Kooperation im Rahmen ihres Buches “100 Jahre Frauenwahlrecht” eine überraschende Reaktion, die sie in einem Brief an die Geschäftsführerin auch thematisierte. Dass der Beischeid auf ihren Antrag auf Mitgliedschaft – und von mind. 75 weiteren Frauen – über Monate verzögert wird, sieht Isabel Rohner als Zeichen dafür, dass es dem Mehrheitsvorstand inzwischen in erster Linie darum zu gehen scheint, die eigene Position und Stellung zu schützen. Die Verzögerung der Anträge scheint einzig das Ziel zu haben, dass die neuen Mitglieder bei der nächsten Mitfrauenversammlung nicht gegen den Vorstand stimmen und diesen abwählen können. Im Fall der Geschäftsführerin hängt an dieser Entscheidung auch die berufliche Stelle und damit das finanzielle Auskommen. Mit diesem Vorgehen jedoch schadet der Mehrheitsvorstand dem Verein und seiner ausgewiesenen Reputation.
“Die Podcastin” ist sich einig: Es braucht in Deutschland Terre des Femmes! Es braucht eine starke Stimme für Mädchen und Frauen! Dies ist nur möglich, wenn der aktuelle Vorstand, der sich über Satzung und Vereinsrecht hinwegsetzt und damit antidemokratisch handelt, komplett zurücktritt und den Weg für einen Neuanfang bereitet. Die Podcastin erklärt: Satzung und Vereinsrecht sind die Basis der Legitimation von Vereinen und von Interessensvertretung! Eine Verletzung dieser Grundregeln – der konkrete Anlass spielt dabei keine Rolle – sind Angriffe auf die Regeln unserer Demokratie.
Die TdF-Vorständin Inge Bell, die in all diesen Vorstandsbeschlüssen dem “Mehrheitsvorstand” unterlag, hat darum beschlossen, vor Gericht zu ziehen. Der erste Gerichtstermin: 9.11.2022 BERLIN, Landgericht Berlin. Gebt doch schnell Bescheid, damit grösserer Gerichtssaal angefordert werden kann. https://twitter.com/search?q=inge%20bell&src=typed_query

Bild verändert durch laStaempfli: Cao Fei, CHINA TRACY als digitales Alter Ego, das über die von der Medienkünstlerin gemachte Welt “RMB City” wacht, es hängt im Moment in der Staatsoper in Wien.

 

Hier das Bild im Text zur wunderbaren Rana Mansour:

rana mansour für voice of germany 4 november erwähnt in #diepodcastin von Isabel Rohner & Regula Stämpfli

rana mansour für voice of germany 4 november erwähnt in #diepodcastin von Isabel Rohner & Regula Stämpfli

Links:

Zu den Algorithmen, Shitstorm & Medienmechanik siehe https://www.denknetz.ch/wp-content/uploads/2021/08/Staempfli_Europa_Bankensprech_Sehnsuchtsort.pdf

Zu Voice of Germany siehe https://www.the-voice-of-germany.at/news/rana-mansour-auftritt-finale-2022-song-baraye-protest-iran-revolution-111989.

Homepage der Cellistin Raphaela Gromes: https://www.raphaelagromes.de/de/