#diepodcastin erinnert an 720 Tage: Isabel Rohner & Regula Stämpfli über Lore Maria Peschel-Gutzeit, Hulda Zwingli, Violaine Vanoyeke, Geschlechterapartheid, sexistische Enteignung & Deepfake-Porno.

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#diepodcastin erinnert an 720 Tage: Isabel Rohner & Regula Stämpfli über Lore Maria Peschel-Gutzeit, Hulda Zwingli, Violaine Vanoyeke, Geschlechterapartheid, sexistische Enteignung & Deepfake-Porno.

Am 2.9.2023 ist Lore Maria Peschel-Gutzeit gestorben, eine DER wichtigsten Juristinnen in der deutschen Rechtsgeschichte. Als Justizsenatorin von Hamburg war sie Teil der Gemeinsamen Verfassungskommission, auf die 1994 die Erweiterung von Art. 3 des Grundgesetzes zurückgeht: “Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männer und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.” 1968 erkämpfte Peschel-Gutzeit die familienbedingte Teilzeit für Beamtinnen (und Beamte) im Bundesbeamtengesetz (“Lex Peschel”), 1978 formulierte sie die Klage gegen den Stern wegen sexistischer Werbung. Sie kämpfte gegen Pornografisierung und Diskriminierung von Frauen in der Öffentlichkeit. Sie war Vorsitzende des Juristinnenbundes von 1977-1981 und seine Ehrenpräsidentin – und arbeitete bis zuletzt, mit über 90, noch in der eigenen Kanzlei. Jetzt gilt es, ihre Verdienste sichtbar zu halten – so wie es aktuell in der Schweiz mit der verstorbenen Bundesrichterin Margrit Bigler-Eggenberger geschieht.

laStaempfli bringt voller Begeisterung Hulda Zwingli for ever: Die Frauen sind im Kunsthaus und sie sind nicht einmal nackt. 1481 Ausstellungen eröffnete das Kunsthaus Zürich insgesamt, NUR 60 DAVON EINZELAUSSTELLUNGEN VON FRAUEN. Die neue Direktorin Ann Demeester ist in der 110 Jährigen Geschichte des Hauses die erste Frau an dessen Spitze. Das anonyme Künstlerkollektiv Hulda Zwingli stellt genial aus und für ein Jahr im Kunsthaus Zürich, siehe https://www.kunsthaus.ch/sammlung/recollect/

Das Künstlerinnenkollektiv Hulda Zwingli war es auch, das Isabel Rohner auf die Geschichte der französischen Schriftstellerin Violaine Vanoyeke hingewiesen hat: Seit 2020 hat sie nämlich auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise eine Statue! 1,85 Meter hoch, aus 600 Kilo Marmor zeigt die Statue Violaine Vanoyeke in purer Lebenskraft. Das Interessante dabei: Die Schriftstellerin hat die Statue selber in Auftrag gegeben – und lebt noch! So funktioniert Sichtbarkeit im Leben und darüber hinaus auch für Frauen.

laStaempfli und die Rohnerin bringen mehrere Beispiele ZUR THEORIE DER SEXISTISCHEN ENTEIGNUNG (copyright von #diepodcastin & Regula Staempfli). laStaempfli buchte Tickets und Hotel – ihr Partner kriegte alles billiger; die Hotelzimmer sind für Männer immer besser, überall werden Frauen enteignet: KI bringt zutiefst sexistische Enteignung auf Plattformen. Frauen werden schlechter gerated, sie kriegen schlechtere Jobangebote, sie verdienen weniger, sie müssen mehr zahlen usw. Das neuste Beispiel bringt Ingrid Brodnig mit dem PORNO-DEEPFAKE – da werden bekannten Frauen Gesichter von Pornodarstellerinnen aucodiert, um sie völlig zu entmenschlichen. #diepodcastin, die Rohnerin wird über diesem Bericht sarkastisch und verweist darauf, wie absurd, hinterhältig und völlig entwürdigend es ist, von Frauen bei solchen Pornos oder sog. Sexarbeit dann von “FREIWILLIGKEIT” zu sprechen. Würden derart rassistische Filme wie die sexistischen Pornos überall im Netz verbreitet, es gäbe einen Riesensturm: So sehen Google und X kaum Handlungsbedarf – siehe Profil 10.9.2023. Dazu hat laStaempfli auch einen neuen Artikel im Kulturmagazin ensuite und einen neuen Begriff kreiert, also ein Verb: misogynieren.

Die Rohnerin erinnert daran, dass die Taliban in Afghanistan den Mädchen seit 720 (!) Tagen das Recht auf Bildung verweigern. Seit 720 Tagen dürfen Mädchen ab dem 5. Klasse nicht mehr zur Schule. Seit 260 Tagen sind die Universitäten für Frauen geschlossen. Vor unseren Augen werden Talente, Träume, Leben von Mädchen und Frauen in Afghanistan zertreten.Isabel Rohner weist darauf hin, dass diese Schicksale nicht anders bewertet werden dürfen, weil es sich um Frauen in Afghanistan handelt. Frauen müssen überall – wie in den vergangenen 20 Jahren auch in Afghanistan! – das Recht haben, ökonomische unabhängig zu leben, Zugang zu Bildung zu haben, mobil zu sein. Die Rohnerin zählt auf, was sie in der vergangenen Woche erleben durfte: von Auftritten der 19jährigen Schlagzeugerin Mélissa Hardegger und der Schweizer Musikikone Marie Louise Werth bis zu Treffen mit der Pionierin der feministischen Ökonomie Elisabeth Stiefel und dem 2. Rang ihrer Nichte beim Halbmarathon. Keines dieser Frauenleben ist unter den Taliban möglich!
Links:
– Die Statue von Violaine Vanoyeke: https://www.nzz.ch/feuilleton/friedhof-pere-lachaise-der-touristen-magnet-hat-eine-neue-attraktion-erhalten-ld.1753659
– Zur Pornografisierung des Alltags Regula Stämpfli in 2007: Die Macht des richtigen Friseurs, “Die Liebe in Zeiten der Grausamkeiten.” Sollte bald neu aufgelegt werden.
-Zum Hotelzimmer, das für Männer reserviert ist: Isabel Rohner Gretchens Rache.
-Zu Frankreich und Vergewaltigungskultur von laStaempfli https://www.ensuite.ch/metooinceste-und-frankreichs-vergewaltigungskultur/

 

*misogynieren = Handeln, erzählen und das Verhalten einer Person mit der Absicht, unbewusst oder bewusst, Frauenfeindlichkeit, Unsichtbarkeit von Frauen und Frauendiskriminierung zu fördern. Misogynieren verbreitet Klischées, Stereotypen, diskriminierende Werturteile gegenüber Frauen sowie das Ignorieren und Herabwürdigen der Frauengeschichte, deren Rechte und Beiträge in allen gesellschaftlich, wissenschaftlich, kulturell und politischen Bereichen.

 

Bild ist von Regula Stämpfli ARTSY Juni 2023, von laStaempfli copyright.